Was kostet ein Hochzeitsfotograf, kann das nicht auch Onkel Fritz und wieviel arbeitet eigentlich ein Nachrichtenmoderator?

Viele Brautpaare stellen sich zu Beginn ihrer Planungen die Frage: Wieviel kostet eigentlich ein/e Hochzeitsfotograf*in? Nach den ersten Recherchen stellen sie häufig fest, dass viele Fotograf*innen ihre Preise nicht auf der Webseite angeben. Das hat freilich seinen Grund: Hochzeitsreportagen haben durchaus ihren Preis und viele Fotografen wollen die potentiellen Kunden nicht sofort damit verschrecken. Ich persönlich publiziere zwar meine Preise im Sinne der Transparenz auf meiner Webseite, kann es aber durchaus nachvollziehen, wenn andere Fotograf*innen dieses nicht möchten. Wenn das Paar die ersten Angebote eingeholt hat, stellt es in der Regel schnell fest, dass Stundensätze zwischen 200,- und 300,- € durchaus marktüblich sind. Zumindest wenn man den Gesamtpreis durch die Anzahl der fotografierten Stunden vor Ort teilt. Allerdings kann man diese Rechnung so nicht anstellen. 

Am Beispiel eines/er Nachrichtenmoderators/*in versuche ich das einmal zu erklären. Die Tagesthemen dauern in der Regel 30 Minuten. Bekommen Ingo Zamperoni oder Caren Miosga ihr Gehalt für 30 Minuten Arbeit am Tag? Nein, natürlich nicht. Denn sie sind den ganzen Tag im Sender, sichten mit der Redaktion die Nachrichtenlage, wählen die Themen für die Sendung aus und schreiben ihre Moderationen usw.. Die Sendung am Abend ist vielmehr die Präsentationsphase dieses Prozesses. Ähnlich verhält es sich bei einem Hochzeitsfotografen, wenngleich der Großteil der Arbeit hier nicht vor, sondern nach der Hochzeit anfällt.

Im Folgenden möchte ich daher auf einige Gesichtspunkte eingehen, die Hochzeitsfotografen für gewöhnlich für ihre Preiskalkulation berücksichtigen.

Vor der Hochzeit werden Angebote erstellt, mit Brautpaaren telefoniert und persönliche Treffen vereinbart. Je nachdem wie viel Zeit zwischen der Buchung und dem Hochzeitstag liegt, treffe ich mich beispielsweise kurz vor dem Termin noch ein zweites Mal mit dem Brautpaar, um letzte Details zu besprechen. Falls ich die jeweiligen Örtlichkeiten der Trauung oder der Feier nicht kenne oder ich längere Zeit nicht dort war, fahre ich vorher dorthin und schaue mir die Gegebenheiten vor Ort an.

Vielfach unterschätzt wird zudem die Arbeit, welche nach der Hochzeit anfällt, denn diese ist umfangreicher als jene am Hochzeitstag selbst. Zunächst müssen Aufnahmen gesichtet und sortiert werden. Im Rahmen einer achtstündigen Hochzeit kommen durchaus 4.000 bis 5.000 Aufnahmen zusammen. Aber warum macht ein Hochzeitsfotograf so viele Fotos? 

Hochzeitsbilder sind vielfach sehr emotional. Das bedeutet, dass man den einen Moment einfangen möchte, welcher genau diese Emotion transportiert. Da entscheiden  manchmal Sekundenbruchteile. Zudem fotografieren wir Menschen und nicht Gebäude und im Gegensatz zu letzteren bewegen sich Menschen, kneifen die Augen zu, gähnen oder schauen trübselig. Das sind nicht die Bilder, die man sich später anschauen möchte. Folglich muss ein Fotograf einen entsprechend großen Pool an Aufnahmen haben, denn diese Situationen sind einmalig und lassen sich nicht reproduzieren. Für die Sichtung und Auswahl kalkuliere ich in etwa die gleiche Zeit ein, die ich am Hochzeitstag vor Ort bin. Für eine achtstündige Hochzeitsbegleitung also ca. acht Stunden. Anschließend bleiben bei mir ca. 50 Bilder je fotografierter Stunde übrig, bei acht Stunden also ca. 400 Aufnahmen.

Den weitaus größten Teil der Postproduktion macht jedoch die Bildbearbeitung aus. Dabei höre ich häufiger die Frage, warum die Fotos überhaupt bearbeitet werden müssen. Das Wetter ist gut, die Gäste sind chic gekleidet und das Brautpaar sieht umwerfend aus. Warum müssen die Aufnahmen dann noch bearbeitet werden? Die Antwort ist simpel. Selten sind die Verhältnisse am Hochzeitstag so optimal, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Das liegt zunächst z. B. an den sehr unterschiedlichen Lichtverhältnissen: Das Brautpaarshooting soll beispielsweise mittags stattfinden, obwohl zu dieser Tageszeit die schlechtesten Lichtverhältnisse mit grellem Licht und harten Schatten herrschen. In der Kirche oder im Standesamt ist es dunkel, auf der Tanzfläche schimmern die bunten Lichter des DJ und lassen die Gäste grün, blau oder rot erscheinen.

Zudem gibt es störende Elemente wie Mülltonnen etc. im Hintergrund, die sich nicht verhindern ließen. Zu allem Überfluss schwitzt der Bräutigam in der Mittagssonne so sehr, dass sein Gesicht glänzt. Um aus diesem Bildmaterial eine einheitliche Bildsprache zu entwickeln, braucht es drei Dinge: Erfahrung, Detailverliebtheit und vor allem Zeit. Daher kalkuliere ich bspw. für die Bildbearbeitung das Doppelte der Aufnahmezeit, bei acht Stunden also ca. 16 Stunden. Kalkuliert man nun den Umfang einer achtstündigen Hochzeit, kommt man schnell auf über dreißig Stunden Gesamtarbeitszeit. Teilt man den Preis einer Hochzeitsreportage nun durch diese Stundenzahl, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Darüber hinaus müssen noch Kosten für Versicherungen, Steuern, Kammerbeiträge, Energiekosten, etc. und nicht zuletzt für den Wertverlust der durchaus kostspieligen Ausrüstung berücksichtigt werden.

Hinzu kommen Kosten für das Marketing oder Weiterbildungen.  Stellt sich abschließend die Frage:

Wenn der Fotograf  nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, kann uns doch auch Onkel Fritz fotografieren. Der hat  doch auch eine gute Kamera!“.

Selbstverständlich möchte ich Onkel Fritz nicht absprechen fotografieren zu können. Gleichwohl darf man nicht glauben, dass eine gute Kamera per sé gute Bilder macht. Das ist leider mitnichten der Fall. Das Bild macht immer noch der Mensch dahinter. Es kann zwar hilfreich sein eine gute Kamera zu haben, wenn man diese aber nicht bedienen kann oder kein Auge für Bildkomposition, Ästhetik oder Lichtsituationen hat, nützt diese wenig. Wenn ich mich in einen Formel 1 Wagen setze, werde ich auch nicht automatisch ein zweiter Michael Schumacher

Fazit:

Hochzeitsreportagen mögen auf den ersten Blick durchaus ihren Preis haben, zumindest wenn man den Gesamtpreis durch die Anzahl der fotografierten Stunden teilt.

Wenn man aber den zeitlichen Gesamtumfang einer Hochzeitsreportage, inkl. der Vor- und Nachbereitung, die Kosten für die Ausrüstung, das Know-How und die Verantwortung eines Fotografen berücksichtigt, relativieren sich diese Kosten sehr schnell. Das Hochzeitskleid ist in vielen Fällen auch kostspielig und wird einen Tag lang getragen, die Musik des DJ oder der Band erklingt einen Abend. Fotografien aber halten Momente für die Ewigkeit fest und überdauern Generationen. Insofern muss jeder für sich entscheiden, was ihm diese Erinnerung wert ist. Ansonsten gibt es ja noch Onkel Fritz.